Schulchronik
Land- und forstwirtschaftliche Fachschule Kobenz – ein chronologischer Überblick
Am 16. November 1966 wird Bürgermeister Alois Pickl in das Büro von Landeshauptmann Josef Krainer sen. vorgeladen um zu erfahren, dass das seitens der Gemeindevertretung gestellte Bewerbungsansuchen um Errichtung einer landwirtschaftlichen Schule positiv aufgenommen wurde. Um dem regionalen Erfordernis einer Stätte für landwirtschaftliche Fachausbildung Rechnung zu tragen, wird mit Regierungssitzungsbeschluss vom 29.4.1968 die Errichtung einer Fachschule in Kobenz eingeleitet. Die Planung der baulichen Anlagen wird an Arch. DI Kurt Weber-Mzell übertragen und die Baumeisterarbeiten im Frühjahr 1971 ausgeschrieben. Der Bau wird im September 1971 von der ARGE Mayreder-Zaunfuchs in Angriff genommen. Die Rohbaugleiche wird im Juni 1972 erreicht und im Oktober 1973 sind die Baulichkeiten so weit fortgeschritten, dass der Schulbetrieb am 3. November aufgenommen werden kann.
Bereits im September 1973 hat Direktor DI Alfred Pretzler mit fünf Lehrerkollegen mit der Ausbildung des ersten Jahrganges in der LFS Stainz begonnen. Nach der Übersiedlung nach Kobenz wird das pädagogische Team um 12 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Verwaltung und Versorgung der ersten 21 Schüler verstärkt. Der Lehrplan sieht zu dieser Zeit ein Schuljahr mit zwei darauffolgenden Winterhalbjahren, verbunden durch insgesamt 9 Monate Betriebspraktika vor. Der Lehrplan wird ständig an den starken Wandel in der Landwirtschaft angepasst. Ab 1982 wird die Fachschule vierjährig geführt. Auf zwei Schuljahre folgen 16 Monate Heim- und Fremdpraktikum. Der Abschluss wird mit dem 6-monatigen Betriebsleiterlehrgang erreicht. Ab 1994 wird die Ausbildung zum Forstfacharbeiter an der LFS Kobenz angeboten. Dem vermehrten Zustrom zu einer zusätzlichen gewerblichen Lehre im Anschluss an die Fachschule wird ab 1996 mit einer Lehrplanreform Rechnung getragen. Die Fachschule wird dreijährig, mit dem Abschluss ist eine große Zahl von Einrechnungen und Qualifikationen für die weitere Ausbildung verbunden und die Durchlässigkeit in Richtung Matura erreicht.
Um dem starken Schülerzustrom und der ständigen Verbesserung des Bildungsangebotes zu entsprechen, kommt es zu laufenden Adaptierungen baulicher Natur. Bereits 1974 wird die Landtechnikwerkstätte und ein Garagenzubau errichtet. Im Jahre 1979 wird im Eigenbau die Errichtung einer Holz- und Tischlereiwerkstätte in Angriff genommen. Dieses Projekt wird 1986/87 durch das Aufsetzen eines Obergeschosses erweitert.
In den ersten 15 Jahren des Bestehens wird das landwirtschaftliche Praktikum auf Betrieben der Umgebung abgehalten. Im Frühjahr 1989 geht der lange gehegte Wunsch nach einer eigenen Praxislandwirtschaft durch die Zupachtung des Betriebes Dietrich in Erfüllung. Der Turnsaal wird 1993 in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Kobenz durch den Zubau einer Bühne und diverser Nebenräume in einen kleinen Mehrzwecksaal umgebaut. Es ist dies der Auftakt zu einem größeren Erweiterungsprogramm. Mit der Errichtung der Fleischerei wird 1995 begonnen. Ihr folgt 1996/1997 ein großzügiger Zubau im Südwesten der Schule. Er beinhaltet einen EDV-Raum, Seminarräume für Pflanzenbau und Nutztierhaltung sowie eine Forstwerkstätte. Mit der Erweiterung und Sanierung der Landtechnikwerkstätte wird dieser Sanierungsschritt 1998 abgeschlossen. 1999 wird das Museum der Landtechnik nach beinahe fünfjähriger Bauzeit eröffnet. In diesem Jahr fungiert es als Nebenausstellung für die Landesaustellung „Verkehr" in Knittelfeld.
Auf Dir. DI Alfred Pretzler, der mit 31.8.1999 in den Ruhestand eintritt, folgt DI Peter Prietl als Dienststellenleiter.
Im Herbst 1999 wird im Obergeschoß der Tischlerei eine Elektrotechnikwerkstätte eingerichtet. Zeitgleich beginnt der Umbau der freigewordenen Direktorenwohnung zu Kanzlei und Verwaltungsräumlichkeiten, der im Sommer 2000 abgeschlossen wird.
Im Sommer 2002 wird ein Architektenwettbewerb zur Generalsanierung des Internates gestartet. Beim Abschluss im Dezember 2002 geht Arch. DI Erwin Holzinger als Sieger hervor. Die ursprünglich für 2003 geplante Umsetzung der Sanierung verzögert sich durch die Überführung der Objekte in die neu gegründete Landesimmobiliengesellschaft.
Im Frühjahr 2003 wird die IRMA Milch Hoffelner OEG gegründet und mit der Errichtung eines modernen Kooperationsstalles begonnen. Nach Fertigstellung im April 2004 bringt die LFS Kobenz die Herde in diesen Betrieb ein. Der Kooperationsbetrieb stellt in weiterer Folge die Grundlage für die Praxisausbildung der LFS Kobenz dar.
Am 12. September 2005 wird der lange erwartete Regierungsbeschluss für die Generalsanierung gefasst, der am 4. Juli 2006 durch einen Landtagsbeschluss endgültig abgesegnet wird. Resultierend daraus beginnt im Herbst die Entwurfsplanung und mit dem Spatenstich im Juni 2007 beginnt das für ein Schuljahr anberaumte Sanierungsprojekt. Während des Schuljahres 2007/2008 wird der Internatsbetrieb in das ehemalige Landeschülerheim „Schloss Liechtenstein" in Judenburg verlegt.
Im Herbst 2007 beginnen Planungen für einen Turnsaalneubau in der Gemeinde Kobenz. Parallel dazu wird im Rahmen der „Potenzialanalyse" die Gebäudesubstanz der LFS Kobenz auf die Zweckmäßigkeit für die zukünftige Nutzung überprüft. Aus diesen Planungen resultiert im Frühjahr 2008 die Beschussfassung des Turnsaalneubaues als Gemeinschaftsprojekt von Gemeinde Kobenz und Land Steiermark. Mit der Planung wird Frau Arch. DI Gruber beauftragt. Der Baubeginn ist für Herbst 2008 festgesetzt. Das Projekt wird bis Ende 2009 umgesetzt und die Halle zur Nutzung durch Kindergarten, Volksschule und LFS Kobenz sowie den örtlichen Vereinen übergeben.
Zeitgleich beginnt die vollinhaltliche Umsetzung des Ergebnisses der Potenzialanalyse mit einem Umbau des alten Turnsaales und der Errichtung eines neuen Werkstättengebäudes im Süden der Schule. Den dafür durchgeführten Architektenwettbewerb gewinnt Arch. DI Teuschl. Start der Entwurfsplanung ist der Sommer 2008, für den Baubeginn wird das Frühjahr 2009 festgelegt. In der Tischlerei beginnt bereits im Herbst 2009 wieder der Ausbildungsbetrieb. Die Bereiche Pflanzenbau, Milchverarbeitung, Waldwirtschaft, Baukunde und Fleischverarbeitung werden Jänner 2010 fertiggestellt und zur Verwendung übergeben.
Nach Abschluss dieser Baumaßnahmen steht den ca. 110 Schülerinnen und Schülern und den 25 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine der modernsten Fachschulen der Steiermark für die zukünftige Erfüllung des Bildungsauftrages zur Verfügung.
Im Herbst 2015 werden erste Versuche der Reifung von Bergkäselaiben im aufgelassenen Wasserbassin der Gemeinde Kobenz aufgenommen. Temperatur und Feuchtigkeit erweisen sich als ideal und nach Umbauarbeiten im Schuljahr 2017, steht einer ressourcenschonenden Käserreifung nichts mehr im Wege.
Im Sommer 2018 kommt es zu einer Sanierung der Landtechnikwerkstätten. Dabei werden neue Schweißkabinen inklusive einer leistungsfähigen Absauganlage eingebaut. Auch die gesamte Werkzeug- und Geräteausstattung wird in diesem Bereich auf einen einheitlichen Stand der Technik gebracht.
Das Schuljahr 2018/19 ist gleichzeitig auch das Jahr der steiermarkweiten Einführung des kompetenzorientierten Lehrplanes im land-, forst- und ernährungswirtschaftlichen Fachschulwesen. Damit verbunden ist auch die längst überfällige Anpassung der Stundentafel an die Realität des Ausbildungsbedarfes der Jugendlichen.
Mit dem ersten „Agrarbasislehrgang" startet im Herbst 2018 die Schiene der berufsbegleitenden, einjährigen Erwachsenenbildung an der Fachschule Kobenz.
Im Jahr 2019 werden 12 Bienenstöcke und das notwendige Equipment für die Imkerei angekauft. Fachlich findet sich die Ausbildung im Gegenstand „Spezielle Formen der Tierhaltung" wieder, die erzeugten Produkte werden ab Schule vermarktet.
Nachdem im Kollegium bereits einige Erfahrung im Umgang mit Lernplattformen vorhanden ist, bewältigt die LFS Kobenz die ersten Wochen der Pandemie im Frühjahr 2020 sehr gut. Unmittelbar nach dem Lockdown Anfang März, wird die Unterrichtstätigkeit auf Basis der Lernplattform „Moodle" im Distance-Learning für alle Jahrgänge aufgenommen. Knapp vier Wochen später, sind Hard- und Software für stabile Videokonferenzen in allen Gegenständen eingerichtet. Mit den ersten Erleichterungen Mitte Mai 2020 wird ein ausgedünnter Internatsbetrieb aufgenommen, der gesamte Praxisunterricht in Präsenz und die Theorie weiterhin online unterrichtet. Eine gute und straffe Organisation und ein hohes Maß an Disziplin aller Beteiligten, gewährleisten trotz der schwierigen Rahmenbedingungen eine hohe Ausbildungsqualität.
Im Herbst 2023 wird mit der Produktion von Speise- und Edelpilzen im eigens dafür angeschafften Container der Firma ATTA aufgenommen. Damit wird einerseits der steigenden Nachfrage nach vegetarischen Lebensmitteln Rechnung getragen und andererseits auch eine Grundlage für neue Produktkreationen im Rahmen des Unterrichtes geschaffen.